Ach, grauer Novembernebel, wie erscheinst du so heimelig.
Schenkst die Erinnerung an Kindheit, an die graue Stadt am Meer. Nun, grau ist
der Blick durchs Fenster, wo nur schemenhaft die großen Ahornbäume und die
Häuserfronten dahinter sich im trüben Licht zu erkennen geben. Der Teltowkanal,
etwas weiter weg, bringt auch im Nebel keine Illusion vom Meer. Aber die
Stimmung ist da. In Gedanken hör ich das Nebelhorn, die vereinzelten Schreie
der Möwen, rieche das Meer, den eigentümlichen Geschmack einer Würze die an
Seetang erinnert. Weihnachten ist nicht mehr weit und in der Schule, morgens zu
Beginn, wenn dem Adventskranz die Kerze entzündet wird und der Lehrer aus dem
Pole Poppenspäler liest, der Duft nach Tanne den Raum füllt, versinke ich in der
kargen Welt der armen Puppenspieler. Kein Film kann mit diesen inneren Bildern
der Geschichte konkurrieren, kann die Stimmung einfangen. Die Vorfreude auf ein
Weihnachtsfest, das es niemals so geben wird, weil es nur im Augenblick des
Geschehens im Klassenzimmer und in der Erinnerung daran existiert.
Am grauen Strand. Am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.
Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohn´ Unterlass;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstes Nacht vorbei.
Am Strande weht das Gras.
Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,
Du graue Stadt am Meer.
Theodor Storm
Schenkst die Erinnerung an Kindheit, an die graue Stadt am Meer. Nun, grau ist
der Blick durchs Fenster, wo nur schemenhaft die großen Ahornbäume und die
Häuserfronten dahinter sich im trüben Licht zu erkennen geben. Der Teltowkanal,
etwas weiter weg, bringt auch im Nebel keine Illusion vom Meer. Aber die
Stimmung ist da. In Gedanken hör ich das Nebelhorn, die vereinzelten Schreie
der Möwen, rieche das Meer, den eigentümlichen Geschmack einer Würze die an
Seetang erinnert. Weihnachten ist nicht mehr weit und in der Schule, morgens zu
Beginn, wenn dem Adventskranz die Kerze entzündet wird und der Lehrer aus dem
Pole Poppenspäler liest, der Duft nach Tanne den Raum füllt, versinke ich in der
kargen Welt der armen Puppenspieler. Kein Film kann mit diesen inneren Bildern
der Geschichte konkurrieren, kann die Stimmung einfangen. Die Vorfreude auf ein
Weihnachtsfest, das es niemals so geben wird, weil es nur im Augenblick des
Geschehens im Klassenzimmer und in der Erinnerung daran existiert.
Am grauen Strand. Am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.
Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohn´ Unterlass;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstes Nacht vorbei.
Am Strande weht das Gras.
Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,
Du graue Stadt am Meer.
Theodor Storm
Auf dem Rad durch die neblige Landschaft fahren und den kalten Luftzug auf den Wangen spüren, während die Augen davon tränen, dann ist das Heimkommen, die Vorfreude auf ein kuscheliges Sofa, eine Tasse Tee, fernsehen oder lesen, besonders groß. Die Melancholie eines trüben Herbsttages gibt das sentimentale Gefühl der Geborgenheit.
Nebel ist in den letzten Jahren seltener geworden. Wahrscheinlich haben deshalb die Wildgänse die Orientierung verloren und landeten auf der Autobahn. Das Gemetzel war es wert in den Nachrichten zu
erscheinen.
Im Nebel wohl, da hat es auch ein Eichhörnchen erwischt. Plattgedrückt liegt es auf dem Asphalt der schmalen Seitenstraße. Auf den Bäumen klettern sie flink, wenn ich näher komme und bleibe ich stehen, dann Schimpfen sie manchmal wie die verstorbenen Wellensittiche meiner Mutter. Das tote Eichhörnchen wirkt ausgestreckt und platt sehr groß. Nur der buschige Schwanz hat seine Form kaum eingebüßt. Die einzigen Lastwagen, die hier vorbei kommen sind die von der Müllabfuhr, ein PKW kann es nicht gewesen sein. Mit dem Papiertaschentuch drehe ich das Tier um und lege es auf dem Bürgersteig, dort ist das Licht besser. Tote Mäuse, tote Tauben finden sich zu Hauf und werden digital verewigt. Ratten sind bisher nur lebend an mir vorbeigehuscht, aber ein toter Fuchs und eine Eidechse und das Eichhörnchen werten meine Sammlung auf.
Das Licht spielt
Der Tag ruht
Die Trägheit vergeht
In unendlicher Bewegung
schlagen Wellen den Strand
Stürmen um Findlinge
Die jeder Bewegung
trotzen
Das Haus am Meer
Gehört der Vergangenheit
Wie der Geschmack nach
Seetang Barbara Dohrn
Nebel ist in den letzten Jahren seltener geworden. Wahrscheinlich haben deshalb die Wildgänse die Orientierung verloren und landeten auf der Autobahn. Das Gemetzel war es wert in den Nachrichten zu
erscheinen.
Im Nebel wohl, da hat es auch ein Eichhörnchen erwischt. Plattgedrückt liegt es auf dem Asphalt der schmalen Seitenstraße. Auf den Bäumen klettern sie flink, wenn ich näher komme und bleibe ich stehen, dann Schimpfen sie manchmal wie die verstorbenen Wellensittiche meiner Mutter. Das tote Eichhörnchen wirkt ausgestreckt und platt sehr groß. Nur der buschige Schwanz hat seine Form kaum eingebüßt. Die einzigen Lastwagen, die hier vorbei kommen sind die von der Müllabfuhr, ein PKW kann es nicht gewesen sein. Mit dem Papiertaschentuch drehe ich das Tier um und lege es auf dem Bürgersteig, dort ist das Licht besser. Tote Mäuse, tote Tauben finden sich zu Hauf und werden digital verewigt. Ratten sind bisher nur lebend an mir vorbeigehuscht, aber ein toter Fuchs und eine Eidechse und das Eichhörnchen werten meine Sammlung auf.
Das Licht spielt
Der Tag ruht
Die Trägheit vergeht
In unendlicher Bewegung
schlagen Wellen den Strand
Stürmen um Findlinge
Die jeder Bewegung
trotzen
Das Haus am Meer
Gehört der Vergangenheit
Wie der Geschmack nach
Seetang Barbara Dohrn